Eines muss hier bereits zu Beginn klar gestellt werden:
Die Dachauerstraße hat weder etwas mit der oberbayerischen Stadt Dachau bei München mit ihrem berühmt-berüchtigten ersten Konzentrationslager der Nationalsozialisten noch (bei eigentlich richtiger Schreibweise) mit der böhmischen Stadt Tachau zu tun. Diese Straße ist vielmehr dem ehemaligen Bürgermeister, Gastwirt "Zum Schwan" und Wohltäter für Stadt und Kirche Andreas Tachauer (oft irrtümlich auch Dachauer geschrieben) gewidmet.
Gerade aber in Bezug auf die Person des Andreas Dachauer/Tachauer besteht noch dringend Aufklärungs- und Forschungsbedarf. Selbst bei Stieler in seiner "Geschichte der Stadt Pfreimd" bestehen mehrere gravierende Widersprüche. Es ist z.B. nicht einmal sicher, ob es sich bei dem genannten Tachauer um eine oder zwei Personen gleichen Namens, nämlich Vater und Sohn, handelt. H. Friedl konnte aber hier weder einen Geburtseintrag noch einen Einbürgerungsantrag in den entsprechenden Archivunterlagen feststellen.
Fest steht jedoch, dass Andreas Tachauer ab 1671 als Besitzer des Gasthofes "Zum Schwan" genannt wird. Aber dann beginnen bereits die Ungereimtheiten. Stieler schreibt auf Seite 95 (s. oben), dass Tachauer von 1696 bis 1717 Bürgermeister gewesen sei, auf Seite 141 bezeichnet er ihn i.J.1703 aber als Altbürgermeister und auf Seite 323 führt er an, dass Tachauer lediglich von 1696 – 1700 Bürgermeister war. Außerdem schreibt er von einem Testament des Tachauer vom 30. April 1700. Das im Stadtarchiv Pfreimd befindliche Original (Akten I, Nr.345) ist aber einwandfrei mit 30. April 1717 datiert und in dem Johann Philipp Derath, sein Mündel, als Erbe des Gasthofes genannt wird. Fest steht ferner, das Tachauer in der Nacht zum 1. Mai 1717 verstarb, also einen Tag nach Erstellung seines Testamentes. Stieler führt von 1705 bis 1717 die Witwe des Tachauer als Besitzerin des Gasthofes an. Aber wieso kann dann T. am 30. April 1717 seinen Besitz testamentarisch seinem Nachfolger zusichern, wenn er laut Stieler bereits 1705 verstorben sein soll (übrigens noch nicht nachgewiesen!)?
In diesem Testament werden zahlreiche Legate ausgesetzt, so erhält z.B. die Stadtpfarrkirche "Zu unserer lieben Frau" den Löwenanteil des Nachlasses, der Eixlbergkirche wird ein ansehnlicher Betrag vermacht, es werden Jahrtags- und Jahrmessen gestiftet, armen Bürgerstöchtern soll bei einer "keuschen Heurath" eine Aussteuerhilfe gegeben werden und schließlich stiftet er noch eine Sterbeglocke. Diese Glocke wurde noch 1717 (nicht 1757, wie Stieler schreibt – Ablesefehler?) gegossen und trug folgende Umschrift: "ANDREAS TACHAVER SCHWANENWIRDT IN PFREIMDT HAT MICH ZV EINER STERBENGLOCKHEN VERSC: UND MA: LAS: AVS DEM FEVER GEFLOSSEN JOHANN SCHWEDT IN STADT AM HOF HAT MICH GOSSEN 1717". Diese Glocke mit einem Gewicht von 285 kg wurde allerdings 1914 anlässlich einer Neuanschaffung des Geläutes leider eingeschmolzen, da es angeblich nicht mehr in das Gesamtkonzept passte.
Andreas Tachauer galt zu seiner Zeit als vermögender Mann. Wenn man aber seine Hinterlassenschaft etwa mit heutigen Verhältnissen vergleicht, muss man eher an einen zwar nicht ganz armen, aber keineswegs reichen Landbewohner denken.
Andreas Tachauer war Zeit seines Lebens ein Wohltäter für Stadt und Kirche, hatte z.B. 1703 Vormundschaften für drei Familien mit insgesamt 12 Kindern übernommen. Er hatte sich der Verpflichtung als Bürgermeister nicht entzogen, war Ratsherr, war stets bereit, verarmten Mitbürgern zu helfen. Sein Wirken ist heute weitgehend und so gut wie vergessen, sein Name bleibt aber durch die Benennung der "Dachauerstraße" (richtig eigentlich "Tachauerstraße") in Erinnerung.