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Die bedingungslose Kapitulation hatte zwangsläufig die totale Unterwerfung des Deutschen Reiches unter die Siegermächte, den Verlust der Souveränität sowie Fremdherrschaft und Verwaltung durch Besatzungsmächte zur Folge.
Für die ganz Deutschland betreffenden Fragen war ein alliierter Kontrollrat in Berlin zuständig, dessen Direktiven von den Zonenbefehlshabern über die Länderregierungen hinunter über die Bezirke bis zu den Kommunen umgesetzt werden sollten. Um diese Aufgaben erfüllen zu können, war der Aufbau eines umfangreichen Verwaltungsapparates erforderlich, mit dem die Amerikaner in ihrer Zone die US-Armee beauftragten. Zwar begann man in den USA schon im Mai 1942 mit der Ausbildung von Militärregierungsoffizieren', wie die Militärregierung als solche jedoch aussehen, wie sie gegliedert und welche Kompetenzen und Aufgaben sie haben sollte, das stand zum Zeitpunkt der Kapitulation am 08.05.1945 jedoch noch nicht endgültig fest; mit der Folge, daß die Militärregierungsoffiziere vor Ort zunächst oft recht unterschiedliche und widersprüchliche Anordnungen trafen. Zum Beispiel beließ der eine der Bevölkerung die Radioapparate, - weil diese das einzige Mittel zum Empfang von Nachrichten der Besatzungsmächte waren - der andere ließ sie konfiszieren. Ein Ortskommandant setzte "seinen" Bürgermeister, wenn er der NSDAP angehörte, sofort ab, der andere tat es erst auf Druck vorgesetzter Dienststellen.
Auch das Fraternizationsverbot wurde unterschiedlich eingehalten. Danach war es nicht einmal gestattet, einem Deutschen die Hand zu geben. Die Mißachtung dieses Befehls wurde mit einer Geldbuße in Höhe von 65 $ belegt. Ob der amerikanische Offizier, dem der Bürgermeister Müller die Stadt übergab, diese Geldbuße bezahlen mußte, ist nicht überliefert. Sr. Remedia hatte nämlich vom Kirchturm aus beobachtet, wo sie mit Ludwig Holzwarth die weiße Fahne gehißt hatte, daß sich Bgm. Müller und der amerikanische Offizier mit Handschlag begrüßtensl.
Im übrigen: Bgm. Müller und sein Kämmerer, Stadtinspektor Georg Jakob, blieben trotz ihrer Zugehörigkeit zur NSDAP bis Juni 1945 im Amt und arbeiteten mit der amerikanischen Militärregierung eng, zum Teil sogar freundschaftlich zusammen.
Aber nicht nur das Fehlen einer verbindlichen Direktive, sondern auch die ständigen Änderungen der Kommandostruktur und der Organisation der Militärregierung, der häufige Personalwechsel und nicht zuletzt die unterschiedlichen Zuständigkeiten von Militärregierung, taktischen Truppen, CIC (Counter Intelligence Corps, Militärischer Abschirm- u. Sicherheitsdienst), Militärpolizei und UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration, Organisation für Hilfs- und Wiedereingliederung der UNO), waren die Ursachen für das von Ort zu Ort unterschiedliche Verhalten der amerikanischen Besatzungsmacht. Die unterschiedlichen Befehlsstrukturen führten zu Kompetenzgerangel und zu internen Machtkämpfen, die z.B. im Bereich Nabburg zu persönlichen Auseinandersetzungen, ja sogar zu Raufereien führten. Laut einem Inspektionsbericht vom 20.07.45 nahmen diese die Form eines "unerklärten Krieges" an. Verstärkt wurden die persönlichen Animositäten noch dadurch, daß die Militärregierungsoffiziere (MGO) von den Offizieren der Kampftruppen als in Uniform gesteckte Zivilisten (was diese in Wirklichkeit meist auch waren) und nicht als "richtige" Soldaten angesehen wurden. Die MGO litten auch darunter, daß sie im Dienstrang oft unter dem der Truppenkommandeure standen und daß ihre Anordnungen von diesen häufig ignoriert wurden.
Die MGO waren ihrerseits stark daran interessiert, zur deutschen Bevölkerung und Verwaltung ein möglichst gutes Verhältnis herzustellen. Sie wollten dadurch deren Mitarbeit gewinnen und somit eine gut funktionierende Verwaltung aufbauen. Die Truppenkommandeure dagegen hatten in erster Linie das Wohlergehen ihrer Soldaten und Truppenteile im Auge. Durch diese unterschiedliche Interessenlage wurde das Vertrauen, das die Militärregierung aufbaute, von den taktischen Truppen, (z. B. durch Beschlagnahmung von mehr Wohnraum als nötig, seitens der dafür zuständigen "Town Majors") aber wieder zunichte gemacht.
Oft entsprangen dem Machtdünkel des Siegers auch schikanöse Anordnungen seitens der amerikanischen Truppen. So berichten Barbara Ostler und Anni Schärtl übereinstimmend, daß alle jungen Mädchen auf dem Marktplatz bzw. in der Freyung zwischen den Steinen sprießendes Gras ausrupfen mußten". Auch kam es öfter vor, wie Maria Langmann bestätigt, daß amerikanische Soldaten ihre Macht (oder auch "Männlichkeit"?) dadurch demonstrierten, indem sie - wenn auch nicht gezielt - z.B. am Bruckmüllner Wehr auf badende Mädchen schossen.
Andere amerikanische Soldaten dagegen wußten durch hilfsbereites Verhalten zu imponieren. Das Kürzen von Ärmeln einer Uniformjacke gegen ein Stück Seife" oder die Mithilfe beim Stallausmisten sind nur zwei Beispiele dafür. Wenn diese zahlreichen, oft mehr oder weniger kleinen Gesten (und auch Flirts) nicht nur aus Mitleid geschahen, so war doch der bald vertraute Umgang vieler GIs mit der Bevölkerung Ursache dafür, daß die Politik der Non-Fraternization in der Praxis scheiterte und schließlich in einem völligen Fehlschlag endete. Das seitens der amerikanischen Führung mit riesigem Aufwand und Propaganda betriebene Fraternizationsverbot wurde deshalb bereits im Juli/August 1945 gelockert und am 01.10.1945 aufgehoben (das Heiratsverbot blieb jedoch bis Mitte Dezember 1946 bestehen).
Der Tatbestand, daß es auch unter den amerikanischen Soldaten attraktive Männer gab, und diese ihre Wirkung auf so manche Frau in Pfreimd nicht verfehlten, hat sich häufig in den Klagen der örtlichen moralischen Instanz, meist des Pfarrers, (in Pfreimd in der Klosterchronik, S. 115) niedergeschlagen:
Wir haben den denkbar schlechtesten Eindruck über die amerik. Besatzungsarmee erhalten. Es war größtenteils ein gottloses Gesindel, das in der Prärie eingefangen, in Soldaten-Uniform gesteckt, und nach Deutschland verfrachtet wurde. Sie haben gestohlen, was in ihre Hände geriet, sie hurten, wo und wie sie nur konnten. Ein ehrendes Zeugnis mußte den Pfreimder Mädeln doch der hiesige Kommandeur Captain Gordon geben, der einmal sagte: "Nur der Pöbel von Pfreimder Mädeln gibt sich mit uns ab, die geistreichen Mädeln, mit denen man sich geistreich unterhalten könnte, gehen an uns vorüber mit hoch erhobener Nase." In der Hauptsache gab sich das Gesindel von Evakuierten und da voran die ehem. Naziweiber mit den Amerikanern ab. Es ist verständlich, daß es heute in Pfreimd sehr schwierig ist, über die amerikanische Besatzungstruppe, deren Gliederung, Bewaffnung, die Namen der Kornmandeure und Kompaniechefs, die Bezeichnung der Einheiten, deren Dislozierung, Aufgaben und Kompetenzen, geschweige von deren internen Reibereien etwas zu erfahren. Die Angst und Sorge um Leib und Leben, Hab und Gut sowie das Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem Sieger hatten einen bedeutend höheren Stellenwert, als Kenntnisse über amerikanische Truppeninternas. Den Pfreimdern war es meistens egal, ob die Ausgangsbeschränkung, das Räumen der Wohnungen, das Reiseverbot oder das Ablieferungsgebot von Waffen, Ferngläsern, Fotoapparaten usw. von der Militärregierung oder von den Kampftruppen angeordnet worden waren. Hier ist noch viel Forschungsarbeit vor Ort erforderlich.
Am 27. August wurde von der amerikanischen Militärregierung in Bayern die Gründung politischer Parteien zugelassen. Die Durchführungsbestimmungen trafen "vor Ort" jedoch erst Mitte Oktober ein. Gemäß diesen Anordnungen waren Parteigründungen zunächst nur auf Landkreisebene gestattet. Das vorgeschriebene Verfahren war jedoch so kompliziert und zeitaufwendig, daß es nochmals 2 - 3 Monate dauerte, bis bei der Militärregierung in Nabburg die Genehmigungsverfahren in Gang gesetzt und die Zulassungen ausgesprochen werden konnten. Aus den amerikanischen Archivunterlagen ergeben sich folgende Daten:
KPD: | Antragstellung: | 14.11.1945 | Zulassung: | 27.12.1945 |
CSU: | Antragstellung: | 31.12.1945 | Zulassung: | 09.01.1946 |
SPD: | Antragstellung: | 09.01.1946 | Zulassung: | 15.01.1946 |
Interessant ist auch, daß die 25 "Sponsoren"-Unterschriften, die für eine Parteigründung vorgeschrieben waren, bei der CSU ausschließlich aus Nabburg kamen. Dagegen war der erste SPD-Vorsitzende ein Pfreimder (Anton Stöhr); und die meisten KPD-Mitglieder stammten wiederum aus Schwarzenfeld.
Die anschließend genehmigte Verschmelzung dieser "Landkreis"-Parteien mit den Landesparteien durfte erst nach Beschlußfassung durch die örtlichen Mitglieder und nach einem entsprechenden Antrag bei der zuständigen US-Kommandantur erfolgen. Im Landkreis Nabburg geschah dies im Laufe des Jahres 1946.
Die dritte Phase, die Gründung von Ortsverbänden/Ortsgruppen, wurde zwar seit 10.01.1946 geduldet, erfolgte jedoch erst 1947/48 (z. B. CSU Pfreimd am 20.01.1948; erster Ortsvorsitzender wurde Andreas Huber).
Die erste Stadtrats- und Bürgermeisterwahl fand - wie überall in Bayern - am 27.01.1946 statt, mußte in Pfreimd jedoch am 10.03.1946 auf amerikanische Anordnung wiederholt werden. Im zweiten Wahlgang wurde als neuer Bürgermeister Andreas Saller gewählt. Der am 27. Januar zum Bürgermeister gewählte Georg Hagn wurde von der amerikanischen Militärregierung wegen seiner Vergangenheit als Ortsbauernführer abgelehnt. Bei der Wahl im Jahre 1948 siegte dieser jedoch gegen Andreas Saller.
Bezüglich der Stadträte brachte die Wahlwiederholung keine Änderung. Die CSU gewann beide Male alle Stadtratssitze. Bemerkenswert ist auch, daß sich die SPD auf eigenen Wunsch zusammen mit der KPD als "Antifaschistischer Block" am 27.01.1946 zur Wahl stellte. Bei der Wahlwiederholung im März trat die SPD dann aber als eigenständige Partei auf.
Dietrich ScholzInteressant ist auch, daß die 25 "Sponsoren"-Unterschriften, die für eine Parteigründung vorgeschrieben waren, bei der CSU ausschließlich aus Nabburg kamen. Dagegen war der erste SPD-Vorsitzende ein Pfreimder (Anton Stöhr); und die meisten KPD-Mitglieder stammten wiederum aus Schwarzenfeld.
Die anschließend genehmigte Verschmelzung dieser "Landkreis"-Parteien mit den Landesparteien durfte erst nach Beschlußfassung durch die örtlichen Mitglieder und nach einem entsprechenden Antrag bei der zuständigen US-Kommandantur erfolgen. Im Landkreis Nabburg geschah dies im Laufe des Jahres 1946.
Die dritte Phase, die Gründung von Ortsverbänden/Ortsgruppen, wurde zwar seit 10.01.1946 geduldet, erfolgte jedoch erst 1947/48 (z. B. CSU Pfreimd am 20.01.1948; erster Ortsvorsitzender wurde Andreas Huber).
Die erste Stadtrats- und Bürgermeisterwahl fand - wie überall in Bayern - am 27.01.1946 statt, mußte in Pfreimd jedoch am 10.03.1946 auf amerikanische Anordnung wiederholt werden. Im zweiten Wahlgang wurde als neuer Bürgermeister Andreas Saller gewählt. Der am 27. Januar zum Bürgermeister gewählte Georg Hagn wurde von der amerikanischen Militärregierung wegen seiner Vergangenheit als Ortsbauernführer abgelehnt. Bei der Wahl im Jahre 1948 siegte dieser jedoch gegen Andreas Saller.
Bezüglich der Stadträte brachte die Wahlwiederholung keine Änderung. Die CSU gewann beide Male alle Stadtratssitze. Bemerkenswert ist auch, daß sich die SPD auf eigenen Wunsch zusammen mit der KPD als "Antifaschistischer Block" am 27.01.1946 zur Wahl stellte. Bei der Wahlwiederholung im März trat die SPD dann aber als eigenständige Partei auf.
Dietrich ScholzInteressant ist auch, daß die 25 "Sponsoren"-Unterschriften, die für eine Parteigründung vorgeschrieben waren, bei der CSU ausschließlich aus Nabburg kamen. Dagegen war der erste SPD-Vorsitzende ein Pfreimder (Anton Stöhr); und die meisten KPD-Mitglieder stammten wiederum aus Schwarzenfeld.
Die anschließend genehmigte Verschmelzung dieser "Landkreis"-Parteien mit den Landesparteien durfte erst nach Beschlußfassung durch die örtlichen Mitglieder und nach einem entsprechenden Antrag bei der zuständigen US-Kommandantur erfolgen. Im Landkreis Nabburg geschah dies im Laufe des Jahres 1946.
Die dritte Phase, die Gründung von Ortsverbänden/Ortsgruppen, wurde zwar seit 10.01.1946 geduldet, erfolgte jedoch erst 1947/48 (z. B. CSU Pfreimd am 20.01.1948; erster Ortsvorsitzender wurde Andreas Huber).
Die erste Stadtrats- und Bürgermeisterwahl fand - wie überall in Bayern - am 27.01.1946 statt, mußte in Pfreimd jedoch am 10.03.1946 auf amerikanische Anordnung wiederholt werden. Im zweiten Wahlgang wurde als neuer Bürgermeister Andreas Saller gewählt. Der am 27. Januar zum Bürgermeister gewählte Georg Hagn wurde von der amerikanischen Militärregierung wegen seiner Vergangenheit als Ortsbauernführer abgelehnt. Bei der Wahl im Jahre 1948 siegte dieser jedoch gegen Andreas Saller.
Bezüglich der Stadträte brachte die Wahlwiederholung keine Änderung. Die CSU gewann beide Male alle Stadtratssitze. Bemerkenswert ist auch, daß sich die SPD auf eigenen Wunsch zusammen mit der KPD als "Antifaschistischer Block" am 27.01.1946 zur Wahl stellte. Bei der Wahlwiederholung im März trat die SPD dann aber als eigenständige Partei auf.
Dietrich Scholz