Stadt Pfreimd

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Landgraf-Ulrich-Straße

Wann genau und warum Burg und Dorf Pfreimd dem „altadligen Geschlecht der Pfreimder“ verloren ging, ist nicht bekannt. Es muss irgendwann gegen Ende des 12. Jahrhunderts gewesen sein, denn um diese Zeit erscheinen plötzlich die Grafen von Rotteneck als Besitzer von Pfreimd. Gräfin Helwiga von Rotteneck war es auch, auf deren Bestreben und Einsatz die Kirche Pfreimd 1216 von der Urpfarrei Perschen los gelöst wurde (Nabburg dagegen musste bis zur Selbständigkeit der Pfarrei noch mehr als 200 Jahre warten, bis der offizielle Pfarrsitz von Perschen in das sicherere Nabburg verlegt wurde). Bischof Heinrich von Rotteneck, der Letzte seines Geschlechtes,  verkaufte dann um 1280 seine Herrschaft Pfreimd an Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern, um mit dem Erlös den schwer bedrängten Dombau in Regensburg zu Hilfe zu kommen. Runde 40 Jahre später, nämlich am 6. Dezember 1322, kam dann Pfreimd unter Landgraf Ulrich I. zunächst auf dem Pfandwege und dann  zehn Jahre später, also 1332, endgültig in den Besitz der Landgrafen von Leuchtenberg.

Ulrich I. wurde als Sohn des Landgrafen Gebhard VI. und seiner Gemahlin Jutta von Schlüsselberg geboren. Das Geburtsdatum ist nicht bekannt, dürfte aber so um 1270 sein, da er nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1293 wegen diverser Regierungsgeschäfte unter seinem Namen bereits volljährig gewesen sein muss. Landgraf Ulrich hatte seinen Namen vom Großvater mütterlicherseits, dem Reichsgrafen Ulrich von Schlüsselberg. Ulrich I. vermählte sich ca. 1302 mit Elisabeth von Orlamünde (+ vermutlich 1309), in zweiter Ehe um ca. 1318 mit Anna (+ nach 1340), Tochter des Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg. Eine angebliche dritte Ehe mit Kunigunde von Sagan ist allerdings fraglich. Aus den beiden sicher bekannten Ehen entstammen sechs Kinder, und zwar Kunigunde (+ 1382), Margarete (+1380), Ulrich II. (+1378), Elisabeth (+1361), Johann I. (+1407) und Anna (+1390), von keinem Kind sind Geburtsdaten bekannt.

Durch die Heirat seiner Eltern sowie durch Käufe unter Ulrich I. erfuhr die Landgrafschaft Leuchtenberg einen erheblichen Gebiets- und Besitzzuwachs. Die wichtigste Erwerbung, auch in unserem Sinne, dürfte Pfreimd gewesen sein. Durch Urkunde, datiert Augsburg 6. Dezember 1322, verpfändeten die niederbayerischen Herzöge Heinrich und Otto (Söhne des Herzogs Stephan) und Heinrich (Sohn des Herzogs Otto) die Feste Pfreimd an Landgraf Ulrich I. um 600 Pfund Regensburger Pfennige (für damals „ein Haufen Geld“) mit Vorbehalt des Wiederlösungsrechts, wobei sich Ulrich allerdings verpflichten musste, 140 Pfund in die Feste zu verbauen. Dies hat er anscheinend auch gründlich getan, denn in einer späteren Beschreibung heißt es, dass die Feste Pfreimd fest gebaut, mit zwei Türmen und Vorwerken und guten Gräben versehen sei. Am 26. März 1332 ging dann u.a. Pfreimd in den endgültigen Besitz der Leuchtenberger über, da Herzog Heinrich d.J. von Niederbayern an Ulrich für das Haus Falkenstein das Haus Pfreimd mit allen Ehren, Rechten und Nutzen, mit Zoll, Holz, Feldern, Wassern etc. zu rechtem Eigen übergibt. Gleichzeitig  erhält Ulrich u.a. das Geleit zwischen Nürnberg und Böhmen und den Zoll zu Eger als Lehen. Ulrich I. hielt sich damals anscheinend entweder schon regelmäßig oder zumindest sehr häufig in Pfreimd auf, da zahlreiche Urkunden in Pfreimd ausgestellt wurden.

Ulrich I. war ein enger Vertrauter König Ludwigs des Bayern, ja selbst in engsten Familienangelegenheiten des Königs hatte er eine Vertrauensrolle. So schloss er kurz nach dem Tode von Königin Beatrix gemeinsam mit Konrad von Gundelfingen als Bevollmächtigter des Königs am 15. August 1323 den Ehevertrag mit Margareta, Tochter des Grafen von Holland. Die Hochzeit des Königs mit Margareta fand am 25. Februar 1324 in Köln statt. Es ist anzunehmen, dass Ulrich I. als Heiratsvermittler dabei war.

Landgraf Ulrich I. starb am 27. November 1334 und wurde im Kloster Walderbach beerdigt. Seine angeblich schöne Grabplatte mit lateinischer Inschrift existiert leider nicht mehr.

Ulrich II. war einer der beiden Söhne Ulrichs I. und dürfte um 1325 geboren sein. Seine Mutter war Anna, Tochter des Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg. Über seine Jugend und seine Erziehung ist nichts überliefert, trotzdem dürfte er gemeinsam mit seinem Bruder Johann I. aufgrund ihrer späteren Tüchtigkeit eine ausgezeichnete Ausbildung erfahren haben. Beide Brüder standen bis zu ihrer Volljährigkeit unter der Vormundschaft ihrer Oheime, der Burggrafen von Nürnberg. Die jungen Landgrafen waren bereits in jungen Jahren angesehene Berater, Schiedsrichter in allerlei Streitfällen, Zeugen wichtiger Beurkundungen und wurden deshalb auch häufig an den Hof König Ludwigs und Kaiser Karls IV. gerufen. Für ihre Dienste, die sie dem Kaiser leisteten, erhielten sie das Münzrecht und das Bergregal ( = wirtschaftlich nutzbares Hoheitsrecht, hier: das Recht zum Abbau von Bodenschätzen) auf alle von der Krone Böhmens verliehenen Lehen. Seine religiöse Gesinnung bekundete Ulrich II. im Jahre 1342, als er auf dem Eixlberg über dem Barbara-Bild eine Kapelle errichten ließ. Vom Todesjahr ihres Vaters bzw. ihrer Volljährigkeit bis zum Jahre 1366 regierten beide Brüder die Landgrafschaft gemeinsam. Am 28. Januar 1366 kam es in einem Vertrag zu einer „einmütigen und freundlichen Teilung“. Landgraf Ulrich II. fielen dabei die Feste Leuchtenberg, die Feste Pfreimd, Stein, mehrere Herrschaften, unzählige Dörfer, Waldungen, Mühlen, Gewässer usw. zu. Gleichzeitig verlegte er endgültig seine Residenz nach Pfreimd, da Leuchtenberg bereits damals schon zu abgelegen und zu schwer zu erreichen war. Wie damals allgemein üblich, hat auch Ulrich II. seine Feste Pfreimd am 17. Dezember 1366 dem Pfalzgrafen Ruprecht dem Älteren von der Pfalz gegen eine Zahlung von 2000 Gulden aufgegeben und aufgetragen und gleichzeitig wieder als „rechtes Mannslehen“ empfangen, um sich den Schutz dieses mächtigen Geschlechtes zu sichern. Diese Tatsache sollte später unter Landgraf Wilhelm noch sehr wichtig sein, als Kurfürst Maximilian die Administration über die Landgrafschaft antreten wollte (s. hierzu Stadtturm-Jahrgang Nr. 15/1999, S. 109 f.).

Ulrich II. war bestrebt, seine Feste Pfreimd weiter auszubauen und mit starken Mauern und Wehrtürmen zu sichern. In seinem Privilegiumsbrief vom 3.Januar 1372 wurde dabei Pfreimd erstmals als Stadt erwähnt. Um den Zuzugswilligen einen besonderen Anreiz zu bieten, gewährte er allen Neuansiedlern eine sechsjährige Steuerfreiheit mit dem Ergebnis, dass innerhalb weniger Jahre die ummauerte Stadt die Neuansiedler nicht mehr aufnehmen konnte und sie sich „in der freyen auswendiglich der maueren“ (also in der heutigen Freyung) niederlassen mussten.

Ulrich II. muss zwischen dem 27. Mai und dem 1. September 1378 verstorben sein (genaues Todesdatum ist nicht bekannt) und wurde vermutlich in Pfreimd beerdigt.

Die beiden Landgrafen Ulrich I. und II. hatten für Pfreimd schicksalhafte Bedeutung. Es ist deshalb geradezu verpflichtend, ihrer in besonderer Weise zu gedenken. Die Stadt Pfreimd ehrt sie durch die „Landgraf-Ulrich-Straße“, außerdem wurde 1973 im Schlosshof vor dem ehemaligen Residenzschloss der Leuchtenberger ein Denkmal für Ulrich II. errichtet, der Pfreimd zur Stadt erhoben hat. Außerdem wurden die Pfreimder Mehrzweckhalle zur Erinnerung an die beiden Landgrafen „Landgraf-Ulrich-Halle“ und die unmittelbar daneben stehende Grund- und Hauptschule „Landgraf-Ulrich-Schule“ benannt.

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