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Der Pfreimder Schatz wurde am 9. Mai 1906 beim Abbruch des Hause des Schmiedemeisters Karl Würl in einer Wandhöhlung vermauert aufgefunden. Noch im selben Jahr wurde der Schatz in Bayreuth während der Festspiele ausgestellt und wenig später für eine hohe Summe nach Amerika verkauft. Nachdem er nach dem ersten Weltkrieg im Erbgang nach Deutschland zurückgekehrt war, gelang es dem Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe, ihn von der in Leipzig wohnenden Besitzerin zu erwerben.
Seit der Bergung des Fundes versuchten eine Anzahl von Autoren den Schatz den unterschiedlichsten Besitzern zuzuweisen. Alle Versuche, den Pfreimder Schatz als Teil der Schätze des Hauses Leuchtenberg oder als Diebesgut aus dem Raub des Gold- und Silberschatzes des Oberst-Burggrafen Adam von Sternberg auf der Landstraße zwischen Wernberg und Pfreimd im Jahre 1620 nachzuweisen, konnten anhand eines kleinen Ringes entkräftet werden.
Aufgrund eines zum Fund gehörenden Siegelringes kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der landgräflich-leuchtenbergische Kanzler und Präsident, Dr. Johann Federl, als ursprünglicher Eigentümer des Schatzes betrachtet werden. Federl lebte von 1550 bis 1626 und könnte noch selbst, im hohen Alter, dafür gesorgt haben, dass die kostbaren Gegenstände eingemauert wurden, um sie auf diese Weise vor den beutegierigen Heeren des Dreißigjährigen Krieges zu sichern. Nach dem Dreißigjährigen Krieg, der gerade die Oberpfalz auf des schwerste heimgesucht hatte, scheint die Existenz des Schatzes vollkommen in Vergessenheit geraten zu sein; vermutlich war von denen, die von ihm wussten, niemand mehr am Leben.
Der Pfreimder Schatzfund ist heute leider nicht mehr vollständig erhalten. Durch Diebstahl bei der Auslagerung der Museumsgegenstände 1939-45 gingen fast alle Ketten, Gürtel und Armringe verloren, darunter besonders kostbare Stücke wie z.B. eine Perlenkette aus ca. 5.000 Perlen und zwei Interimsketten des Ordens vom Goldenen Vlies. Schließlich wurde auch noch vor einigen Jahren das Lederkästchen mit den Ringen Opfer eines Diebstahls; nur die Ringe konnten wieder gefunden werden.
Trotz dieser Verluste ist der Pfreimder Schatz auch heute noch von hoher kunst- und kulturgeschichtlicher Bedeutung: Zeugnis soliden bürgerlichen Reichtums am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges und zugleich Dokument einer Haltung, die das Edle mit dem Kuriosen, das Fromme mit dem Volkstümlich-Abergläubischen, das praktisch Nutzbare mit dem rein Repräsentativen zusammenbringen wusste.
Verzeichnis der Gegenstände (nach Fundkatalog von 1906)
1 großer Deckelpokal, silbervergoldet, mit dem Wappen der Grafen von Ortenburg 1602,
Nürnberger Arbeit ?
1 apfelformiger Pokal, silbervergoldet, Augsburger Arbeit, Ende 16. Jh.
1 Eiförmiger Pokal, silbervergoldet, Augsburger Arbeit, um 1600
1 Deckelpokal, silbervergoldet, Augsburger Arbeit, um 1600
1 Ananaspokal, silbervergoldet, Augsburger Arbeit, um 1600
1 Doppelbecher (Trinkschalen), silbervergoldet, Augsburger Arbeit, um 1600
2 Gewürzschälchen, silbervergoldet, Augsburger Arbeit, um 1600
2 großgliederige Interimsketten mit dem Orden vom Goldenen Vlies
1 Damen Ziergürtel mit Zierscheibe, enthaltende 2 Messer und 1 Gabel
1 goldene Damenhalskette, 2 m lang, aus einem Stück, 16. Jh.
1 goldene Damenarmspangenkette
2 zweireihige Armbänder aus Perlen und Korallen sowie eingerollten Goldmünzen
1 lange Damenhalskette aus Perlen und Korallen und mit Medaillon
1 Perlenhalsband, achtfach, mit Goldkreuz und Emaileinlage
1 Korallenrosenkranz mit Festungsachat als Anhängsel
1 silbernes Taufmedaillon mit Geburt Christi (Taufklippe), 1546
1 Amulettanhänger: drei sog. Krebsaugen in Silberfassung, um 1600
1 Amulettanhänger: sog. Versteinertes Holz in Silberfassung, um 1600
1 Amulettanhänger: Eberzahn in Silberfassung und Monogramm Jesus-Maria, um 1600
1 Amulettanhänger: Maulwurfspfote in Silberfassung, um 1600
2 Amulettanhänger: Luchskralle in Silberfassung, um 1600
1 Amulettkette: 1 silbervergoldeter Kruzifixus, Ende 16. Jh.; 1 Taufmedaille, 16. Jh.
1 Silbermedaille mit "Caritas" und "Temperantia", 2.H. 16. Jh.;
1 Hochzeitsmedaille des Markgrafen Casimir von Brandenburg-Ansbach und der Susanne von
Bayern, 1527;
1 Silbermünze des Dogen Andreas Gritti, um 1530, 1 Malachit in herzförmiger Silberfassung,
frühes 17. Jh.;
1 silbervergoldeter Anhänger mit "Bildnissen" Christi, m 1570/80;
1 Silber-Anhänger mit drei Korallenkugeln; 1 Silbermünze des Dogen Pietro Lando, 1543;
1 gläsernes Kreuz, um 1600
1 Goldring mit dem Bildnis Kaiser Karls V., um 1530/40
1 goldener Siegelring mit dem in Kristall geschnittenen Wappen Federls, um 1600
1 Goldring mit fünf Türkisen (aus dem Besitz des Landgrafen Georg Ludwig) um 1590
1 Goldring mit fünf Smaragden
1 schwarz emaillierter Goldring mit Smaragd, 2. H. 16. Jh.
1 emaillierter Goldring mit Händepaar und Initialen IS, um 1600
1 emaillierte Goldring mit Rubin, 16. Jh.
1 Goldring mit Türkis, 16. Jh.
1 Goldring mit fünf Türkisen und schwarzem Email, 16. Jh.
1 emaillierter Goldring mit fünf Rubinen, Ende 16. Jh.
1 Goldring mit schwarzem Email und Rubin, Ende 16. Jh.
1 emaillierter Goldring mit Smaragd, 2. H. 16. Jh.